Festrede zum 50-jährigen Jubiläum der Gartenfreunde Unterwurmbach am 11. März 2005 im Gasthaus Seßler:

Liebe Gartenfreunde, sehr verehrte Ehrengäste und Gäste!

Im Namen der Vorstandschaft darf ich Sie alle recht herzlich willkommen heißen zur 50-Jahrfeier unseres Vereins "Die Gartenfreunde Unterwurmbach".

Wenn ein Verein 50 Jahre alt wird, so darf man auch mit berechtigtem Stolz ein wenig auf das Zurückliegende blicken und das, was in all diesen Jahren geleistet wurde. Aber auch Gedanken zu Gegenwart und Zukunft sollen hier nicht zu kurz kommen.

Bevor ein Verein gegründet wird, werden dabei oft auch mehrere Anläufe unternommen. So war es auch mit unserem Verein. Die ersten Anfänge eines Obstbauvereines in der Gemeinde Unterwurmbach – so kann man es in Urkunden aus dem Jahre 1872 nachlesen – reichen weit zurück. Ein Wilhelm Grimm aus Schopfloch lieferte im März 1872 18 Obstbäume zum Preis von 16 Gulden. Im Dezember des selben Jahres hat ein Georg Gutmann 2 Tage Bäume abgeraupt, 3 Tage Bäume gesetzt, 2 Tage Bäume eingezäunt, 1 Tag Linden mit Latten eingemacht, Latten und Nägel dazu gegeben und dafür hat er 7 Gulden und 56 Kreuzer verrechnet. So und ähnlich sind sicher noch viele Jahre verlaufen und wurden noch manche Arbeiten erledigt, bis eine Vereinsgründung anstand. Unser Verein bekam den letzten Anstoß zur Gründung anlässlich eines großen Schädlingsbefalls im Jahre 1954. Damals wurde der Ruf nach einer gemeinschaftlichen Obstbaumspritze laut und dies war die eigentliche Geburtsstunde unseres Vereins.

Am 11. März 1955 gründeten 27 Wurmbacher Bürger den “Obstbauverein Unterwurmbach“. Der erste Vereinsvorstand war der damalige Unterwurmbacher Oberlehrer Karl Schmidt. Die Mitgliederzahl stieg noch im gleichen Jahr auf 37 an. Im Jahr 1958 trat der Oberlehrer Karl Schmidt in den Ruhestand und verlegte seinen Wohnsitz nach Gunzenhausen. Darauf hin übernahm Bürgermeister Friedrich Wimmer für zwei Jahre die Vereinsführung. Im Jahre 1960 wurde Oberlehrer Manfred Pappler – der 1959 an die hiesige Volksschule kam - zum Vorsitzenden des Vereins gewählt. Die Mitgliederzahl war zwischenzeitlich auf 43 angewachsen. Im Jahre 1962 wurde mit der Herausgabe von Vereinsmitteilungen an die Mitglieder begonnen. Aufgrund der gestiegenen Aufgaben des Vereins wurde bei der Generalversammlung im Jahre 1967 der Name geändert. Seit dieser Zeit trägt unser Verein den Namen "Die Gartenfreunde Unterwurmbach".

Unter der Leitung von Manfred Pappler nahm der Verein einen enormen Aufschwung. Als unermüdliche Helfer standen ihm – um nur stellvertretend für viele einige zu nennen – Rudolf Schalk, Wilhelm Ortner, Walter Greiner und Fritz Kern zur Seite. Mit der weiterhin steigenden Zahl der Mitglieder wuchsen auch wiederum die Aufgaben, man startete bereits im Jahre 1962 eine erste Vereinsfahrt. Unvergesslich für viele von uns bleiben die von Manfred Pappler hervorragend organisierten und bestens vorbereiteten Fahrten. Alle hatten auch immer ein gartenbauliches Thema. Sie führten in alle Himmelsrichtungen: von Südtirol, in die Schweiz bis hinauf nach Norwegen, vom Elsass bis nach Prag und ins Erzgebirge – und das schon einige Jahre vor der Wende. Viele weitere Reisen wurden unternommen und sie waren jedes Mal ein tolles und unvergessliches Erlebnis. Die dörflichen Ereignisse und Belange waren Manfred Pappler und “seinen“ Gartenfreunden stets sehr am Herzen gelegen. Auf seine Anregung hin wurden Fußgängerröhren unter der B 466 errichtet, die eine gefahrlose Verbindung für Fußgänger und Radfahrer an der Trocknungsanlage zum Altmühlsee wie zum Wanderweg nach Oberwurmbach und Maicha darstellen. Auch die Fahrradunterführung an der Scheupeleinsmühle geht auf sein Betreiben zurück. Ebenso der Bau des Fußgängerstegs über den Vorfluter Süd zum Altmühlsee und auf Vorschlag der Gartenfreunde wurde die Hirteninsel eingeweiht.

Dies waren nur ein paar Meilensteine aus der 35-jährigen Schaffenszeit unseres unvergessenen ehemaligen Vorsitzenden Manfred Pappler, der leider viel zu früh von uns gegangen ist. Er verstarb am 6. Juli 1995, und er hat eine große Lücke hinterlassen. Für uns alle begann damit eine schwere Zeit.

Da aber – auch in seinem Sinne – die Vereinsarbeit weitergehen musste, wurde in einer Sondersitzung der Vorstandschaft am 13. Juli 1995 Heribert Wagner zum kommissarischen Vorsitzenden gewählt. In der Jahreshauptversammlung am 28. März 1996 wurde dann Heribert Wagner offiziell zum Vorsitzenden der Gartenfreunde Unterwurmbach gewählt. Dieses Amt begleitete er bis zum Jahre 2000, zu einer erneuten Kandidatur stand er aber leider nicht mehr bereit. Zur Mitgliederversammlung im Jahre 2000 konnten wir somit erstmals in der Vereinsgeschichte keinen Wahlvorschlag für den Vorsitzenden des Vereins vorlegen. Es wurde beschlossen, dass bis zur Findung eines neuen Kandidaten die Vereinsführung kommissarisch gemeinsam von Heribert Wagner und Klaus Dieter Schwarzer übernommen wird. Wir handelten getreu der Satzung nach der der Vorstand solange im Amt bleibt, bis eine neue Vorstandschaft gewählt wurde. In der Generalversammlung befragten wir die anwesenden Mitglieder, ob der Verein weiter bestehen soll oder nicht. 96 % wünschten sich ein Weiterbestehen und gar 92 % waren zu einer Mitarbeit bereit. Leider fanden wir aber auch in der darauf folgenden Zeit niemand, der das Amt des Vorsitzenden übernehmen wollte. Es begann die wohl schwerste Zeit in der Geschichte unseres Vereins. Mit den Stadträten Dr. Werner Winter und Erich Söllner wurden verschiedene Lösungen diskutiert, die uns aus dem Dilemma bringen sollten. Von Umstrukturierung bis hin zur Auflösung des Vereins war unter anderem die Rede, aber wir alle konnten uns damit noch nicht so recht anfreunden. So trudelten wir regelrecht bis zum November 2000 dahin. Dann kam der rettende Anruf: Frau Ruth Prohaska hatte sich angeboten, die Führung des Vereins zu übernehmen, das war für uns alle in der Vorstandschaft die Erlösung. In der Jahreshauptversammlung am 15. Februar 2001 wurde dann Frau Ruth Prohaska einstimmig zur Vorsitzenden des Vereins gewählt. Es war wohl jedem klar, dass wir nun nach dieser schweren Zeit nicht gleich in die Vollen gehen konnten. Das zarte Pflänzchen Gartenfreunde war ja auch gerade noch vor dem Verdursten gerettet worden. Einen frisch gesäten Rasen kann man ja auch nicht gleich nach vier Wochen schon mähen. Aber mit Geduld geht es bergauf und vor allem wieder weiter. An dieser Stelle möchte ich mich bei Ihnen allen – bei den Mitgliedern ebenso wie bei der Vorstandschaft - bedanken, dass Sie uns in dieser schweren Zeit treu geblieben sind und zu uns gehalten haben. Bei all dem Lob an alle möchte ich noch einen ganz besonderen Dank aussprechen. Er gilt den Frauen unserer bisherigen Vorstände. Auch sie haben in der jeweiligen Zeit viel zum Erfolg beigetragen und auch auf sehr viel verzichtet, das möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Dazu nochmals unseren herzlichen Dank.

Unser Verein hat es sich zu seiner vornehmsten Aufgabe gemacht, die Erkenntnisse und das Wissen um den gesunden Anbau von Obst und Gemüse in unseren Gärten weiter zu geben. Bei all den verlockenden Angeboten in den Supermärkten der großen Handelsketten möchten wir doch immer wieder darauf hinweisen, dass wir es oft selbst in der Hand haben, zumindest einen Teil unserer Lebensmittel in unseren eigenen Gärten selbst und in hervorragender Qualität zu erzeugen. Wir wollen nicht immer gleich nach der chemischen Keule rufen, nur weil Läuse oder andere Plagegeister unser Gemüse anknabbern. Es gibt viele Möglichkeiten, mit wesentlich humaneren Mitteln zu Werke zu gehen. Unsere geschundenen Böden bitten darum, denn kranke Böden erzeugen kranke Pflanzen und kranke Pflanzen machen auch uns Menschen krank. Wir können sehr viel zur Bodenverbesserung beitragen. Ein großer Helfer dabei ist unser Kompost, er liefert gute Erde und – das wollen wir nicht unerwähnt lassen – erspart uns evtl. die Bio-Tonne! Die Förderung der Kenntnisse und deren Vermittlung beim gesunden Anbau von Obst und Gemüse haben wir uns sogar in unsere Satzung geschrieben.

Als eine unserer weiteren Aufgaben sehen wir es an, im Rahmen der dörflichen Gemeinschaft zur Erhaltung und zur Verschönerung verschiedener Einrichtungen beizutragen. So wird zum Beispiel in immer wiederkehrenden Aktionen der Friedhof von Unterwurmbach ebenso wie der Wanderweg nach Maicha gepflegt. Als weitere Aktivitäten unseres Vereins wollen wir wieder verstärkt während der Wintermonate gesellige Abende, Kurse und Vorträge abhalten. Wanderungen, Radtouren und Vereinsfahrten, die wir auch weiterhin anbieten, runden das Programm ab. Unsere Mitglieder haben darüber hinaus auch die Möglichkeit, sich bei Bedarf vereinseigene Maschinen und Geräte zum Selbstkostenpreis zu leihen. Diese vielfältigen Aufgaben sind aber auch mit viel Arbeit verbunden. Dafür finden sich Gott lob noch immer Idealisten in unserem Verein, die sich bereit erklären, tatkräftig zum Wohle der beiden Dörfer Ober- und Unterwurmbach beizutragen.

Eine Bemerkung zum Thema Verein möchte ich noch gerne anbringen. Wenn ein Verein gegründet wird, so geschieht das aus verschiedenen Überlegungen heraus. Was ist eigentlich ein Verein? Ist es ein Zusammenschluss, um gemeinsame Interessen unter einen Hut zu bringen? Würde man heute dazu vielleicht den Begriff Selbsthilfegruppe wählen? Verein heißt ja, etwas zu vereinen, auf einen Nenner bringen. Wenn wir genau hinsehen, so fällt doch auf, dass es heute nahezu keine Vereinsgründung mehr gibt. Das kann zwar daran liegen, dass es schon so viele Vereine gibt. Es kann aber auch daran liegen, dass wir die Begriffe Verein und Gemeinschaft längst nicht mehr so definieren, wie es zur Zeit der Gründung unseres Vereins gegolten hat. Ein Verein fördert die Gemeinschaft, das aber ist in der heutigen Zeit leider kaum noch gefragt. Jeder wird mit Informationen überflutet, sei es aus der Werbung, in den Zeitungen, im Fernsehen, man bekommt auch nahezu jede Information aus dem Internet. Auf Informationen aus dem Verein heraus ist man also längst nicht mehr angewiesen. Die Gemeinschaft bleibt dabei auf der Strecke, das ist der Preis, den wir für diese fast uneingeschränkte Informationsflut bezahlen. Ist der aber nicht zu hoch? Wie viele andere Vereine, so hat auch der unsrige Schwierigkeiten, seine Mitglieder in großer Zahl zu den angebotenen Veranstaltungen zu bekommen, das ist aber leider auch ein allgemeines Problem in unserer Zeit. Darum habe ich noch eine Bitte an Sie, unsere lieben Mitglieder des Vereins. Helfen Sie mit, indem Sie unsere Gartentische besuchen und zu unseren Vorträgen kommen. Sie geben uns damit ein Zeichen, ob Sie mit der Arbeit der Vorstandschaft zufrieden sind. Das ist auch für uns wichtig, damit wir wissen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Es ist sicher nicht immer leicht, zu den Veranstaltungen zu kommen, aber es ist auch nicht immer leicht, Themen und Referenten für die Abende zu bekommen. Sie würden uns mit Ihrer zahlreichen Teilnahme sehr dabei helfen. Abschließend möchte ich mich noch einmal bei Ihnen allen ganz herzlich bedanken für Ihre jahrelange Vereinstreue, für Ihre Mithilfe und für Ihr Wohlwollen unserem – Ihrem – Verein gegenüber. Es freut mich ganz besonders, dass unsere Vereinsarbeit von Ihnen ebenso wie von unseren geladenen Ehrengästen durch Ihre heutige zahlreiche Anwesenheit honoriert wird.

Es bleibt mein Wunsch für die Zukunft, dass diese gute Zusammenarbeit auch weiterhin noch lange so bleibt, mindestens aber bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Gartenfreunde Unterwurmbach ihr 100-jähriges Jubiläum feiern. Das ist der fromme Wunsch, den ich an dieser Stelle anbringen möchte und darauf bitte ich Sie, Ihr Glas zu erheben und mit mir auf eine weitere gute Zeit mit den Gartenfreunden Unterwurmbach anzustoßen.

Sehr zum Wohle und vielen Dank

Helmuth Blessing

50 Jahre "Gartenfreunde Unterwurmbach"

Ein Gedicht von Karl Kammerer
anlässlich der 50-Jahr-Feier am 11. März 2005

Grüß Euch Gott, ihr lieben Gäste,
die Ihr heut zu diesem Feste
gekommen seid, um zu begehen
das fünfzigjährige Bestehen.
Erlaubt mir drum, dass ich den Blick
um fünfzig Jahre werf’ zurück!

Der Gemeindediener tat verkünden,
eine Versammlung sollt’ stattfinden,
damals, im Gasthaus Schöberlein,
und er lädt alle herzlich ein.
Bezirksgärtner Gerbing wollte erscheinen,
um als Fachmann uns von seinen
Fachkenntnissen zu berichten,
im Obstbaumschneiden und -auslichten.
Und Düngen wäre auch nicht schlecht,
weil dann ein Baum viel besser trägt.
Auch gegen Schädlinge vorzugehen,
sei wichtig, gab er zu verstehen.
Gesunde Früchte, gesundes Holz,
darauf ist doch wohl Jeder stolz.
Ja, und nach diesem Vortrag war
einem Jeden ziemlich klar:
"So kann es wohl nicht weitergehen;
Da muss doch irgendwas geschehen!"

So beschloss man, den Verein zu gründen.
Auch einen Vorstand konnte man finden.

Damals, Herr Oberlehrer Schmidt
(er wirkte bei der Gründung mit)
wurde dazu ausersehen,
dem Vereine vorzustehen.
Herr Willi Wagner ward bestellt,
als Baumwart, dass man wohl erhält,
bei Bedarf fachlichen Rat
und Hilfe, wenn man in die Tat,
das Gehörte wollt’ umsetzen.
Und zum Verwalten von den Schätzen
ward Rudi Schalk wohl zum Kassier
bestellt, und alle dachten wir,
dass nun alles bestens lief.
Man wurde auch sogleich aktiv,
denn Herr Gerbing war bereit,
zu zeigen, wie man richtig schneid.
Ein Termin ward festgesetzt,
doch wie so oft, zu guter Letzt,
als der Tag herangekommen,
da hat ein Einziger teilgenommen.
Ich weiß das auch ganz sicherlich,
denn dieser Einzige war ich.

Das Schneiden bringt es nicht allein;
Schädlingsbekämpfung muss auch sein.
Denn zu der Zeit, da fing es an,
dass für die Chemie begann,
ein ungeahnter Siegeszug.
(Heut hat man davon schon genug!)
So wurde sich noch aufgerafft,
und eine Spritze angeschafft.
Mit einem Rad, nach hinten strebend,
zu fahren wie einen Schubkarren eben.
Nach dieser Anstrengung sodann,
fing der Verein zu Ruhen an.

Denn für’n Gemüsegarten, so wie heut',
und Blumenschmuck, war zu der Zeit,
der Verein ja gar nicht vorgesehen.
Denn damals, man muss es eingestehen,
wurden die Frauen, ganz ungelogen,
da gar nicht erst mit einbezogen.
Doch jetzt ist es fast umgedreht,
denn größtenteils, da fällt und steht,
der Verein heut’ mit den Frauen
(Ihr braucht Euch doch bloß umzuschauen).

Als dann Fritz Wimmer Vorstand wird,
da hat sich gar nichts mehr gerührt!
Erst als Manfred Pappler dann
die Zügel in die Hände nahm,
kam in den Verein wieder Leben,
denn es war ja sein Bestreben,
aus dem stillen Verein in Sachen
Gemüseanbau etwas zu machen.
Und er sprach damit die Frauen an,
so hat sich dann auch was getan.
Ja, auch noch den Blumenschmuck
(als Fachberater kam Herr Ruck)
mit im Verein zu integrieren,
war sein Ziel, und es war zu spüren,
wie sich da sichtlich was bewegt.
So wurde sich auch zugelegt
ein neuer Name überdies.
"Die Gartenfreunde" er nun hieß.

Und ganz deutlich konnte man spüren,
die Aktivität und ‚s Werbetrommel rühren
zahlt sich im Mitgliedszuwachs aus.
Nicht nur vom Dorf, sondern auch aus-
wärtige Gartler, allerlei,
zog es zum Verein, wobei
die unterschiedlichsten Interessen
(sei’s nun zur Zier, oder zum Essen)
bestimmen, was tut im Garten sprießen.
Die Gartenfreunde kommen ließen,
was so ein Gartenfreund nun tut,
was er für schlecht hält, oder gut,
möcht’ ich in einem kleinen Reigen
Euch aus verschiedenen Perspektiven zeigen.

Der Eine buckelt sich ganz krumm,
gräbt im Herbst den Garten um,
und freut sich an den groben Schollen,
(die andere nicht haben wollen).
Denn er schätzt sehr die wunderbare,
vom Frost so feinkrümelige Gare,
und tut sich auch im Frühjahr leicht,
weil flache Bearbeitung reicht,
um die Samen auszusäen;
und außerdem, was kaum zu sehen,
hält er damit noch umso mehr,
die Feuchtigkeit vom Winter her
in seinem Gartenboden drin.
So gesehen macht es schon Sinn,
im Herbst den Garten umzugraben.
Ein Anderer sagt: "Ich will's nicht so haben.
Ich tu im Herbst Gründüngung säen
und lass’ sie übern Winter stehen.
Das sieht zwar nicht sehr sauber aus,
doch wäscht es mir keinen Stickstoff aus.
Auch schützt es gut vor Erosion;
der Regen schwemmt mir nichts davon.
Es verschlämmt mir auch der Boden nicht."
So ist auch aus dieser Sicht
gar nicht falsch, was er da macht.
Es kommt nur drauf an, wie man’s betracht.

Andere, man muss es ihnen lassen,
halten alles auf ihren Rasen.
Da wird gedüngt und wird gemäht,
dass er schön dicht und fett dasteht.
Da darf kein Unkräutlein drinnen stehen,
einem Teppich gleich hat er auszusehen.
Auch jeder, der ihn sieht, der sagt:
"Ist dieser Rasen eine Pracht!"
So wird ihm jeder Achtung zollen,
ob diesem Rasen, diesem tollen.
Und er fühlt sich dadurch beehrt,
wenn man ihm soviel Lob beschert.
Der Nächste sagt sich: "Ich genieße
viel lieber meine Blumenwiese.
Setz’ mich auf meine Bank, betracht'
mir die bunte Farbenpracht.
Ich seh zu, wie die Falter gaukeln,
federleicht auf den Blüten schaukeln.
Hör, wie auf den Blumen Bienen summen
und auf dem Klee die Hummeln brummen.
Schau nebenbei, in aller Ruh',
den emsigen Ameisen zu.
Brauch’ nicht zu düngen,
kaum zu mähen,
außerdem ist’s herrlich anzusehen.

Auch im Gemüsegarten dann,
viel Unterschied man sehen kann.
Der Eine liebt Genauigkeit in pur;
er zieht die Beete mit der Schnur.
Die Pflanzen stehen ganz exakt,
da wird gejätet und gehackt.
Jedes Unkräutlein zupft er aus;
fast steril sehen die Beete aus.
Und viele, die vorüberschreiten,
tun ihn um seinen Fleiß beneiden.
Der Nächste nimmts nicht so exakt.
Da wird halt mal weniger gehackt.
Und wenn dazwischen auf dem Beet
auch mal ein unnütz Kräutlein steht,
denkt er bei sich: „Das ist nicht schlimm,
weil ich das nicht so tragisch nimm.
Denn wenn dies unnütz Kräutlein blüht
und seinen Blütenduft versprüht,
vielleicht lockt mirs Insekten an,
die ich gut gebrauchen kann,
dass sie die Schädlinge vernichten.
Und außerdem kann mir mitnichten
so ein Kräutlein helfen, in gewissem Maß;
(was man leider fast vergaß).
Je nachdem, welche sich finden,
den Bodenzustand zu ergründen,
ob er alkalisch oder sauer,
ob nährstoffarm oder voll Power?
Doch sei’s wie es will, wir sehen darin,
auch Unkräutlein haben ihren Sinn.
Selbst in Obstgärten kann man es sehen,
welche Unterschiede oft bestehen.
Da sieht man eine Obstanlage,
die herrlich ist, gar keine Frage.
Die Bäume geschnitten und gepflegt,
alles sauber und gehegt.
Ein alter, fauler, morscher Baum?
So was findet sich hier kaum!
Denn der muss da schnellstmöglich raus,
das sieht ja richtig schlampig aus.
Manch' anderer sagt: "Den lasse ich stehen,
denn irgendwie ist der auch schön,
wenn er auch nicht mehr so gut trägt,
wird er doch nicht gleich abgesägt.
Vielleicht nützt er dazu, dass hier
ein Höhlenbrüter find’t Quartier."

Ich hoffe, ich konnte Ihnen zeigen,
wie die Interessen sich verzweigen.
Auch, wie unterschiedlich "Gartenfreunde" sind:
doch Eines haben, wie ich find'
schließlich alle sie gemein -
sie sind Mitglied in dem Verein
der "Gartenfreunde" hier im Ort.
Ich wünsche nun, dass er lang noch fort-
bestehen mag, dass die Nachfahren,
auch noch nach noch mal fünfzig Jahren
es für gut und sinnvoll finden,
damals den Verein zu gründen.
Dass sie auch dann noch sind bedacht,
von dem, was schon althergebracht;
was gut ist für sie, herauszufinden,
um es mit Neuem zu verbinden.
Dann werden sie, und das ist wichtig,
erkennen, was ist schlecht, was richtig,
um Gottes Schöpfung zu bewahren,
die schon seit Millionen Jahren,
stets bereit ist, uns zu geben,
was wir tagtäglich brauchen zum Leben.